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Begleitete Rundgänge: dTOURS

Die (größtenteils) zwei Stunden dauernden dTOURS der dOCUMENTA (13) wurden von geschulten Personen geleitet, den »Worldly Companions«. Diese kamen hauptsächlich aus Kassel, hatten aber ganz unterschiedliche Hintergründe und Wissensfelder und vereinten auch Menschen unterschiedlicher Generationen. Die dTOURS begannen an verschiedenen Ausstellungsorten und behandelten diverse Themen. Zu den Touren gab es eine Reihe besonderer Touren, die anderen Logiken folgten und ein weiteres Spektrum von Erfahrungen ermöglichten.


dTOUR Background Ida Applebroog Foto: Iacopo Seri


1. Annäherungen an Realität und Zeit
Fridericianum & Friedrichsplatz

Anna Boghiguian , Kader Attia , Llyn Foulkes,  Giorgio Morandi, Ryan Gander,  Lawrence Weiner, Man Ray, Mark Lombardi, Goshka Macuga , Salvador Dalí, Anton Zeilinger, u.a.


Diese dTOUR befasste sich mit der Art und Weise, wie Vorstellungen von Wirklichkeit durch Entwicklungen in der Wissenschaft und in der Philosophie historisch geprägt waren. Besucherinnen und Besucher dieser dTOUR stießen auf Kunstwerke, die komplexe Fragen aufwarfen: Auf welche Weise sind Realität und Zeit heutzutage strukturiert? Wie erzeugen sie Weltanschauungen, die mithilfe von neuen Technologien umgesetzt und verbreitet werden? Dem rasanten Tempo der Forschung in der Physik haben wir es zu verdanken, dass das Wissen der Menschheit über die kleinsten denkbaren Teilchen der Materie stetig zunimmt. Die dTOUR beleuchtete diese Entwicklungen kritisch. Sie fragte, ob diese Entwicklungen nicht auch Versuche der Menschen waren, ihre Realität zu kontrollieren. Und wenn dem so war: Welche Gefahren birgt das Verlangen, die Natur zugunsten der eigenen Zwecke umgestalten zu wollen?


2. Wenn man reinkommt, sieht man schon, dass es mit Samen gefüllt ist
Ottoneum & Karlsaue

Mark Dion, Christian Philip Müller, And And And, Amar Kanwar, Claire Pentecost, Janet Cardiff and Georges B. Miller, Pierre Huyghe, Rosemarie Trockel, Giuseppe Penone, Jimmie Durham, Song Dong u.a.


Diese dTOUR befasste sich mit dem Samen als Keim des Lebens auf der Erde und gleichzeitig als Austragungsort wirtschaftlicher und politischer Kämpfe. Kunst als eine Form menschlicher Praxis teilte dieses Geschick. Die künstlerischen Projekte, denen man begegnete, beschäftigten sich mit den gegenwärtigen Entwicklungen in den Bereichen Boden, Saatgut und Lebensmittelwirtschaft, sie handelten von genetischer Manipulation und dem Spannungsfeld wirtschaftlicher Machtinteressen.


3. Zeit vermessen, Raum kartieren, Sequenzen erzeugen
Orangerie & Karlsaue

Time Bank, David Link, Janet Cardiff and Georges B. Miller, Pierre Huyghe, Rosemarie Trockel, Andri Sala, Giuseppe Penone, Jimmie Durham, Omer Fast, Song Dong, Joan Jonas u.a.


Messinstrumente wie Uhren oder Teleskope, die in der Orangerie ausgestellt wurden, ordneten die Realität entsprechend unterschiedlicher Systeme und erzeugten Abfolgen von Einheiten, die einigen Künstlerinnen und Künstlern als Material für eine spielerische Annäherung an die Wissenschaft dienten. Diese dTOUR untersuchte, wie Darstellungsverfahren und die Tätigkeit des Katalogisierens bestimmte Arten des Denkens vordefinierten und so Räume erfassten, Zeit vermessten und Lebensformen erschufen. Diese dTOUR sollte ein neues Verhältnis zur Moderne und zur Maschine – als Objekt, Idee und gesellschaftliches Werkzeug – ermöglichen.


4. Unterbrochene Objekte: Was bleibt von den Dingen?
Neue Galerie & Documenta Halle

Geoffrey Farmer, Wael Shawky, Roman Ondák,Andrea Büttner, Maria Martins, Margret Preston, Emily Carr, Rosella Biscotti, Gustav Metzger, Yan Lei, Thomas Bayrle, Nalini Malani, Julie Merethu u.a.


Im Laufe seiner »Lebenszeit« durchläuft ein Objekt oftmals verschiedene Zustände, erlebt Abenteuer und Traumata. Es kann aus seinem Kontext gerissen, verwandelt, ersetzt, zerstört und wieder aufgebaut werden. Künstlerinnen und Künstler sind Auslöser, Beobachter, Komplizen oder auch Profiteure solcher Lebensläufe von Objekten. Diese dTOUR konzentrierte sich auf den Unterschied zwischen Kunstformen, die die Bedeutung von Körperlichkeit und physischem Material betonten, und Kunstformen, die Konzepte und Ideen in den Vordergrund stellten.


5. Bahnhöfe, Bewegungen, Bilder
Hauptbahnhof

William Kentridge, Janet Cardiff and Georges B. Miller, Haegue Yang, Seth Price, Lara Favaretto, Clemens von Wedemeyer, István Csákány, Michael Portnoy, Florian Hecker, Jessica Warboys u.a.


In dieser dTOUR ging es um den Widerspruch in der Infrastruktur, in diesem Fall beim Kasseler Hauptbahnhof. Regionale Entwicklungsprojekte versprachen eine zukünftige Verbesserung von Handel und Transport in dem jeweiligen Gebiet, führten jedoch auch zu Schadstoffbelastung und anderen unvorhergesehenen Folgen. Solche Arten des Aufschwungs aber auch des Verfalls waren unweigerlich mit ihren Darstellungsformen verbunden, in den Massenmedien, aber auch in der Kunst. Zugleich erstreckte sich die Logik von Infrastruktur auf die Menschen selbst, die aus dieser Perspektive zur Ressource wurden, aber auch als Akteure mit eigenen Anliegen auftreten konnten.


6. Sinn und Unsinn: Über die Geheimnisse der dOCUMENTA (13). Eine Insider dTOUR mit teilnehmenden Künstlern, Agenten und dem Team zu ihren beliebtesten Kunstwerken

Diese dTOUR ermöglichte es Besucherinnen und Besuchern, die Ausstellung in einer Begegnung mit den Macherinnen und Machern der dOCUMENTA (13) – den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern, Agentinnen und Agenten und Mitgliedern des Team – zu erforschen. Neben den einmaligen Einblicken der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wurden auf diesem Rundgang auch thematische Schwerpunkte gesetzt, wie beispielsweise das Phänomen der Missverständnisse, die Wertsysteme in sich bergen; die versteckten Kosten kultureller Produktion. Ein anderer möglicher Schwerpunkt war die Untersuchung der Tatsache, dass die zeitgenössische Kunstwelt heute stark polarisiert ist: auf der einen Seite der extreme Focus auf den Markt, auf der anderen Seite die antagonistischen Diskurse der kritischen Theorie oder des politischen Aktivismus. Weitere Themen waren aktuelle Überlegungen zu nicht-anthropozentrischen Formen des Wissens, Liebe, Politik und Skeptizismus


7. Multispezies dTOUR

Was ist es, das unsere Aufmerksamkeit beim Besuch einer Kunstausstellung auf dieses Kunstwerk lenkt oder auf jenes? Vielleicht ist es die Größe, die Farbe, die handwerkliche Machart oder eine andere Eigenschaft, die unsere Sinne anspricht. In Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Vereins Hund und Mensch e.V. hatte der Künstler Tue Greenfort (Agent für das Worldly House) diese dTOUR entwickelt, die Kunstwerke erkundet, die hauptsächlich für nicht-menschliche Besucher geschaffen wurden. Welche Wege zwischen den vielen Kunstwerken in der Karlsaue würden Menschen gemeinsam mit anderen Spezies aushandeln. Diese dTOUR bot eine Reihe von Rundgängen mit ausgebildeten Hunden, experimentellen Hundetrainerinnen und anderen Weltgewandten Begleitern an. Dabei folgte sie sinnlichen Wahrnehmungen, die Raum und Zeit auf unerwartete Weise vermaß. Absicht dieser dTOUR war es, den Fokus auf das Menschliche in Frage zu stellen und eine radikale Form des Denkens vorzuschlagen, das gemeinsam mit anderen Tieren geschah.


8. Zeitzeugen dTOUR

Alle fünf Jahre gibt es für hundert Tage die documenta und dann verschwindet sie wieder – oder doch nicht? Wie könnten die Spuren aussehen, die frühere Kunstwerke hinterlassen haben, und welche Erinnerungen an die documenta sind in diesem Zusammenhang im Gedächtnis der Besucherinnen und Besucher oder der Bewohnerinnen und Bewohner von Kassel lebendig geblieben? dOCUMENTA (13) ermutigte Weltgewandte Begleiterinnen und Begleiter, die bereits eine oder mehrere documenta Ausstellungen miterlebt hatten, gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern der diesjährigen Ausgabe die aktuellen Kunstwerke im Verhältnis zu vergangenen Ausstellungen sowie lokalen Begebenheiten und anderen Vorgeschichten zu betrachten.


9. Ausdauer dTOUR

Welche Effekte stellen sich ein, wenn die Wahrnehmung ermüdet? Wenn die Augen müde werden, trübt sich dann auch die Sicht? Und was würde es bedeuten, wenn das Denken nicht auf dem Fuße folgt, sondern gerade mit den Füßen gedacht wird? Bei dieser 10-Stunden-Non-Stop-Tour fanden die Besucher heraus, in welchem Maße die Körperlichkeit eines solch ausgedehnten Ausflugs die Wahrnehmung veränderte und dabei zu einem Abenteuer wurde.

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