Im Vorfeld der 2012 stattfindenden Ausstellung geben die dOCUMENTA (13) und der Hatje Cantz Verlag eine Serie von Notizbüchern unter dem Titel 100 Notizen – 100 Gedanken heraus, die sich aus einer Vielfalt an Formaten – von Faksimiles handschriftlicher Notizen über Essays und Gespräche bis hin zu Künstlerbüchern – zusammensetzt.Eine Notiz ist eine Spur, ein Wort, eine Zeichnung, die unversehens zum Teil des Denkens wird und sich in eine Idee verwandelt. Diesem Pfad folgt die Publikationsreihe, die Gedanken in einem prologartigen Zustand, vor ihrem Erscheinen in der Öffentlichkeit zeigt. Eher ein Ort der Intimität als der Kritik, veröffentlicht die dOCUMENTA (13) das Unveröffentlichbare, die Stimme – und der Leser ist dabei ihr Alibi und ihr Verbündeter. Das Aufzeichnen von Notizen hat mit Zeugenschaft, Zeichnen, Schreiben und diagrammatischem Denken zu tun. Es ist spekulativ, hält einen vorläufigen Moment fest, einen Übergang, und dient als Gedächtnisstütze.





ISBN (Print) / 978-3-7757-2949-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3129-4
Mit dem hundertsten Notizbuch zur dOCUMENTA (13), einer erneuten Lektüre des Hauptwerkes von Rudolf Arnheim, Art and Visual Perception: A Psychology of the Creative Eye (1954), setzt Carolyn Christov-Bakargiev dem abstrakten Kunstdiskurs der Gegenwart die konkrete Wahrnehmung und das Werk selbst entgegen. Auch wenn man heute nicht allen seinen von der Gestalttheorie und Wahrnehmungspsychologie geprägten Thesen folgen mag, lohnt sich ein Neubedenken seiner Theorien sowie seiner Ablehnung eines Übermaßes an Kunstkritik, die das künstlerische Werk »totredet«. Neben einer vom Kunstkritiker J. P. Hodin handschriftlich kommentierte Seite aus dem Nachdruck der 1954 erschienenen Erstausgabe von Arnheims Buch aus dem Jahr 1956 sind Auszüge aus der erweiterten und überarbeiteten Ausgabe von 1974 mit Anmerkungen von Christov-Bakargiev reproduziert.
Carolyn Christov-Bakargiev (*1957) ist Künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13).
Rudolf Arnheim (1904–2007) war Autor, Medienwissenschaftler und Wahrnehmungspsychologe.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2948-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3128-7
Angenommen, wir hätten ein genau eingestelltes, ultra-empfindliches Instrument, das wir dazu verwenden könnten, uns an die Schattierungen und Feinheiten des Nichts heranzuzoomen und auf sie einzustimmen. Doch was würde es bedeuten, sich an das Nichts heranzuzoomen, mit immer größerer Sensitivität und Schärfe zu sehen und zu hören, sich auf immer genauere und feinere Maßeinteilungen der Einzelheiten von … zuzubewegen? [...] Wie bestimmt man den Maßstab in der Leere? Was ist die Metrik der Leerheit? Was ist das Maß des Nichts? Wie können wir ihm näherkommen?« Karen Barad geht im vorliegenden Notizbuch diesen abstrakten Fragen nach und verbindet in ihrem präzisen Entwurf Erkenntnisse aus der Physik mit philosophischen Theorien – etwa Ansätze der Quantenphysik und epistemologische Überlegungen des dänischen Physikers Niels Bohr.
Karen Barad (*1956) ist Professorin für Feminist Studies, Philosophie und History of Consciousness an der University of California, Santa Cruz, und hat in theoretischer Physik mit dem Forschungsschwerpunkt Quantenfeldtheorie promoviert.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2947-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3127-0
Dieses Notizbuch erlaubt einen intimen Einblick in den Entstehungsprozess der Texte der österreichischen Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882–1960) anhand des in Auszügen faksimilierten Manuskripts zu ihrer Abhandlung Über Identifizierung aus dem Jahr 1955. Die Pionierin der Kinderpsychologie legt hier die von ihr entwickelte Objektbeziehungstheorie dar. Während Sigmund Freud den Menschen als Einzelwesen definierte, ging Klein davon aus, dass Individuen durch Beziehungen zu anderen Personen, primär die frühkindliche Interaktion mit der Mutter, geprägt sind. Wie sie ihre für viele Kollegen provokanten Thesen erarbeitete, in den wissenschaftlichen Kontext situierte und von literarischen Quellen inspiriert wurde, zeigen Auszüge aus dem mit handschriftlichen Anmerkungen versehenen Manuskript sowie notierte Zitate aus Philosophie und Literatur und ein ebenfalls als Faksimile reproduzierter Brief von Joan Rivière, in dem die Unterstützerin, Übersetzerin und Förderin der Klein’schen Schule »ihrer Sorge um die vielfachen Missverständnisse Ausdruck verleiht, denen Kleins Werk unterworfen ist.«
Mit einer Einführung von Jacqueline Rose, Professorin an der Queen Mary University of London.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2946-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3126-3
Alexei Penzin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften, Moskau, und Mitglied der Künstler- und Intellektuellengruppe Chto Delat/What is to be done?

ISBN (Print) / 978-3-7757-2945-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3125-6
Wie konnte es dazu kommen, dass in Europa vom 15. bis zum 18. Jahrhundert Tausende von Frauen der Hexerei beschuldigt, grausam gefoltert und ermordet wurden? Diese Frage führt Silvia Federici zu einer Neubetrachtung der Entstehung des Kapitalismus sowie des Ausmaßes an Zerstörung von Sozial- und Geschlechterbeziehungen, auf dem diese Entwicklung basierte. Neben der weiblichen Sexualität stellten die Fähigkeiten von Frauen als Heilerinnen, Naturheilkundige, Hebammen, Erzeugerinnen von Liebestränken bei der Ersetzung einer magischen Auffassung vom menschlichen Körper durch eine »rationale«, die ihn zu ausbeutbarer Arbeitskraft umformte, eine Bedrohung dar. Um diese auszumerzen wurde mit den Hexenverfolgungen ein »Terrorregime« über alle Frauen errichtet, aus dem ein neues Modell von Weiblichkeit hervorging: geschlechtslos, untergeordnet, beschränkt auf den Bereich reproduktiver Tätigkeiten.
Silvia Federici (*1942) ist emeritierte Professorin der Hofstra University in New York.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2944-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3124-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2943-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3123-2
Bifo – Franco Berardi (*1949) lehrt Medienästhetik an der European School of Social Imagination in San Marino.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2942-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3122-5
Francesco Matarrese (*1950) lebt in Bari und Rom. 1978 gab er im Telegramma di rifiuto seine Verweigerung künstlerischer Produktion bekannt (»a refusal of abstract labor in art«) und begann, einen »unmöglichen Katalog von Nicht-Kunstwerken« zu erstellen.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2941-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3121-8
Clemens von Wedemeyer (*1974) ist Künstler und lebt in Berlin.
Bettina Röhl (*1962) lebt als Publizistin in Hamburg.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2940-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3120-1
Salah M. Hassan ist Goldwin Smith Professor, Direktor des Institute for Comparative
Modernities sowie Professor der African and African Diaspora Art History an der Cornell University in Ithaca, New York; er ist Mitglied des Honorary Advisory Committee der dOCUMENTA (13).

ISBN (Print) / 978-3-7757-2939-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3119-5
In seinem Notizbuchbeitrag überträgt der Philosoph Éric Alliez Überlegungen seines im Entstehen begriffenen Buchprojekts zur Diagrammatik und deren Implikationen für den Bereich der zeitgenössischen Kunst visuell auf die Gestalt des Textes selbst und reagiert damit auf das Format der deutsch–englischen Publikationsreihe, für die in der Regel Texte in einer Länge von 3000 Wörtern in Auftrag gegeben werden: Der Text besteht aus drei Teilen, wobei in Teil I und Teil III nur einige ins Englische übersetzte (oder original deutsche) Wörter lesbar sind, während der Rest des französischen Ursprungtextes unter einer Durchstreichung durchschimmert, so dass der Gesamtkontext in einem kontinuierlichen Hin und Her zwischen Sprachen sowie Lesbarkeit und Unlesbarkeit vom Leser dechiffriert werden muss. Teil II dagegen ist ins Englische und Deutsche übersetzt und ohne »Verdunklungen« abgedruckt. Dieser Eingriff verkörpert für den Autor die diagrammatische Intervention zwischen dem (Un)Sagbaren und (Un)Sichtbaren und spiegelt wider, was er zum Ende des zweiten Teils zusammenfasst: »Diese zeichenästhesische (signestésique) Politik der Kunst kann, in einem zeitgenössischen Sinn, der eine strikte Alternative zu ihrer ›konzeptuellen‹ Version bildet, als Art after Philosophy bezeichnet werden. In einem ›nach‹ (après), das kein ›gemäß‹ (d’après) ist – noch ein analytischer Firnis (apprêt) (à la Kosuth) –, insofern sie ontologisch ›voraus‹ (en avant) ist, zusammen mit der postkonzeptuellen Kritik und Klinik der Philosophie, die sie transportiert.«
Der Philosoph Éric Alliez ist Professor am CRMEP, Kingston University, London, und an der Universität von Paris 8.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2938-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3118-8
Ayreen Anastas and Rene Gabri are artists and Agents for dOCUMENTA (13).

ISBN (Print) / 978-3-7757-2937-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3117-1
Wie kann es sein, dass ausgerechnet die Künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13) von der »Obsoletheit der Ausstellung« spricht? Dieser Frage geht Dorothea von Hantelmann, Bezug nehmend auf ein Gespräch mit Carolyn Christov-Bakargiev und Einblick gebend in ihr kurz vor Abschluss stehendes Buchprojekt nach. Während mehr Museen gebaut, mehr Biennalen realisiert und mehr Besucher denn je gezählt werden, wächst Kritik an den aktuellen Ausstellungsformen. Die historische Entwicklung des Museumswesens zeigt, dass sich die Orte der Kunstpräsentation zunehmend von ihrer in der modernen bürgerlichen Gesellschaft definierten Aufgabe der »Objektschau« abwenden und den Erlebnis- und Erfahrungsgehalt der Dinge aufsuchen. Doch die klassischen Werke der Kunst verdichten die Zeit im Objekt und sind auf eine zeitlich ausgedehnte Rezeption angewiesen, die in der gegenwärtig nur noch selten geleistet wird. Der White Cube verschiebt den Fokus zwar bereits erfolgreich »vom produzierten Objekt zum konsumierenden Subjekt« und macht Ausstellungen im Sinne von Objektschauen tatsächlich obsolet. Zugleich aber muss die Wahrnehmung von Kunst ein »soziales Ritual« werden, sollen Traditionslinie und Legitimationsmacht des Museums gewahrt werden.
Dorothea von Hantelmann (*1969) unterrichtet Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2936-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3116-4
Iwona Blazwick (*1945) ist Direktorin der Whitechapel Gallery, London, und Mitglied des Honorary Advisory Commitee der dOCUMENTA (13).

ISBN (Print) / 978-3-7757-2935-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3115-7
Sarah Rifky, Agentin der dOCUMENTA (13), ist Autorin und Kuratorin; sie lebt in Kairo.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2934-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3114-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2933-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3113-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2932-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3112-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2931-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3111-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2930-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3110-2

ISBN (Print) / 978-3-7757-2929-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3109-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2928-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3108-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2927-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3107-2

ISBN (Print) / 978-3-7757-2926-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3106-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2925-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3105-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2924-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3104-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2923-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3103-4

ISBN (Print) / 978-3-7757-2922-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3102-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2921-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3101-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2920-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3100-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2919-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3099-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2918-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3098-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2917-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3097-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2916-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3096-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2915-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3095-2

ISBN (Print) / 978-3-7757-2914-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3094-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2913-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3093-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2912-3
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ISBN (Print) / 978-3-7757-2911-6
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ISBN (Print) / 978-3-7757-2910-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3090-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2909-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3089-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2908-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3088-4

ISBN (Print) / 978-3-7757-2907-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3087-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2906-2
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ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3083-9

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ISBN (Print) / 978-3-7757-2901-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3081-5

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ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3080-8

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ISBN (Print) / 978-3-7757-2898-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3078-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2897-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3077-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2896-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3076-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2895-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3075-4

ISBN (Print) / 978-3-7757-2894-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3074-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2893-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3073-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2892-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3072-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2891-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3071-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2890-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3070-9
Die Künstlerin Ines Schaber hat Avery F. Gordon eingeladen, an ihrem Projekt The Workhouse mitzuarbeiten. In diesem Notizbuch beschäftigt sich Gordon mit Breitenau, einem Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert, 20 Kilometer südlich von Kassel gelegen, das für unterschiedlichste Zwecke genutzt wurde und seit dem 19. Jahrhundert als Ort der Gefangenschaft und »Umerziehung« diente. 1874 wurde es zu einem Arbeitshaus, während des Nationalsozialismus zu einem Konzentrationslager, bis in die 1970er Jahre war es eine Besserungsanstalt für Mädchen, und heute ist es eine offene psychiatrische Wohn- und Therapieeinrichtung sowie eine Gedenkstätte, ein Museum und ein Forschungszentrum. Während eines gemeinsamen Besuchs mit der Künstlerin taucht Gordon mit der Hilfe des Mitgründers und Direktors der Gedenkstätte, Gunnar Richter, in die Geschichte Breitenaus ein, erinnert sich an seine Funktion als Ort des Freiheitsentzugs für »ungehorsame soziale Subjekte« und deren Ideen und entwickelt »eine Art Enzyklopädie des Häftlings«.
Avery F. Gordon ist Professorin für Soziologie an der University of California, Santa Barbara, und Visiting Faculty am Centre for Research Architecture, Goldsmiths College, an der University of London.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2889-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3069-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2888-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3068-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2887-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3067-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2886-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3066-2

ISBN (Print) / 978-3-7757-2885-0
ISBN (E-Book) / ISBN 978-3-7757-3065-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2884-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3064-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2883-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3063-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2882-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3062-4

ISBN (Print) / 978-3-7757-2881-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3061-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2880-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3060-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2879-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3059-4

ISBN (Print) / 978-3-7757-2878-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3058-7

ISBN (Print) / 978-3-7757-2877-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3057-0

ISBN (Print) / 978-3-7757-2876-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3056-3

ISBN (Print) / 978-3-7757-2875-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3055-6

ISBN (Print) / 978-3-7757-2874-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3054-9

ISBN (Print) / 978-3-7757-2873-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3053-2

ISBN (Print) / 978-3-7757-2872-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3052-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2871-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3051-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2870-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3050-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2869-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3049-5

ISBN (Print) / 978-3-7757-2868-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3048-8

ISBN (Print) / 978-3-7757-2867-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3047-1

ISBN (Print) / 978-3-7757-2866-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3046-4
In einem Brief an Bettina Funcke, Leiterin der Publikationsabteilung der dOCUMENTA (13), verwebt der in New York lebende Dichter Kenneth Goldsmith (*1961) verschiedene Stränge seiner künstlerischen Tätigkeit zum Gesamtbild seines Schaffens. Am Anfang steht dabei das von ihm 1996 gegründete Online-Archiv UbuWeb: eine nichtkommerzielle Plattform, auf der er sonst meist schwer zugängliches Material aus allen Bereichen der avantgardistischen künstlerischen Produktion (u. a. Dichtung, Film, Video und Sound) zur Verfügung stellt. Die Beschreibungen seiner Arbeit an UbuWeb sowie als Autor (der bereits existierende Text abtippt), als Moderator einer wöchentlichen Radiosendung (der Musiklisten anderer DJs und Texte von Bloggern abliest) und als Professor für englische Literatur (der unkreatives Schreiben unterrichtet) verdichten sich im Zusammenspiel mit theoretischen und poetischen Einschüben zu einer komplexen Reflexion über Dichtung unter dem Einfluss der Appropriation.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2865-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3045-7
In seinem Essay beleuchtet Péter György das scheinbar unverbundene Nebeneinander »zweier Kassels«: auf der einen Seite die ehemalige Residenzstadt in der Mitte Deutschlands, die bei der innerdeutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg, schwer zerstört, zur Grenzstadt wurde, auf der anderen die documenta-Stadt Kassel, die alle fünf Jahre während der Ausstellungszeit zum Ziel eines internationalen Publikums wird und mit ihrer »Repräsentationsmaschinerie« das eigentliche Kassel in der Hintergrund drängt. Bei seinem Ausblick auf die dOCUMENTA (13), die die Gedenkstätte Breitenau, ein ehemaliges Benediktinerkloster nahe Kassel, das verschiedene Nutzungen erfahren hat (u. a. als Lager während des Nationalsozialismus und bis in die 1970er als Mädchenerziehungsheim) als Ort miteinbezieht, erkennt György im kuratorischen Konzept einen Paradigmenwechsel: die Verbindung der zeitgenössischen Kunstwelt mit der Lokalhistorie. Der Kunsthistoriker und Kulturkritiker Péter György (*1954) ist Leiter des Graduiertenprogramms für Film, Medien und Kulturwissenschaften an der ELTE, Budapest.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2864-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3044-0
In einem Gespräch mit Ayreen Anastas und Rene Gabri, Agenten der dOCUMENTA (13), gibt der in New York lebende Videokünstler Paul Ryan Auskunft über die theoretischen wie biografischen Hintergründe seiner Arbeit, über seine prägende Tätigkeit für Marshall McLuhan sowie über seine Rolle innerhalb der Videogruppe Raindance und der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Radical Software. Die verschiedenen Einflüsse weckten in ihm den Wunsch, seine künstlerische Tätigkeit mit einer revolutionären sozialen Praxis zu verbinden, innerhalb derer das Konzept des »Threeing« eine zentrale Stellung einnimmt. Dabei handelt es sich um eine »freiwillige Beziehungs-Praxis beziehungsweise -Übung, bei der drei Personen abwechselnd drei verschiedene Rollen übernehmen«, die auf den von Charles Sanders Peirce eingeführten phänomenologischen Kategorien der Erstheit, Zweitheit und Drittheit beruht. Das Gespräch wird ergänzt von einem ausführlichen Anhang mit illustrierten Texten zum »Threeing« sowie dem ebenfalls von Ryan entwickelten Beziehungskreislauf.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2863-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3043-3
Dem Skript für seinen Film Dune, nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Frank Herbert aus dem Jahr 1965, widmete der chilenische Regisseur, Comiczeichner, Komponist und bildender Künstler Alejandro Jodorowsky (*1929) ein voluminöses Notizbuch, auf das er eigens den Titel drucken ließ. Sein ambitioniertes Projekt blieb jedoch unrealisiert, und so diente das Notizbuch von 1974 schließlich seinen intensiven Recherchen über das historische Tarot de Marseille. Drei Jahre lang begab sich Jodorowsky auf die Spuren des berühmten Kartendecks, untersuchte seine Herkunft und Entwicklung sowie die verschiedenen mit ihm verbundenen Lehren und Analysen und hielt die Ergebnisse seiner Begegnungen, Gespräche und Lektüre in Texten, Collagen und Diagrammen fest, die hier in einer Auswahl reproduziert sind.
Mit einer Einleitung von Chus Martínez, Leiterin der Abteilung und Mitglied der Agenten-Kerngruppe der dOCUMENTA (13) sowie assoziierte Kuratorin am MACBA, Barcelona.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2862-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3042-6
In seinem Essay untersucht G. M. Tamás (*1948), ungarischer Philosoph sowie ehemaliger und gegenwärtiger Dissident, den Charakter »unschuldiger Macht«. Macht ist per se zerstörerisch, und ihr Effekt lässt sich an verschiedenen Arten von Ruinen ablesen, darunter romantische Ruinen, Kriegsruinen und solche, die in der zeitgenössischen Kunst geschaffen werden. Die unschuldige Macht zeichnet sich dadurch aus, dass sie, wie das Kapital, unpersönlich und konzeptuell, ist; sie ist eine Ansammlung von Konzepten, deren »Legitimität« auf »Wissen« basiert. Ihre Anerkennung als herrschende Ordnung ist mit unserer Art zu wissen verbunden. Widerstand gegen die unschuldige Macht ist vor diesem Hintergrund weder legal noch intelligent. Wenn es mögliche Formen der Opposition und Rebellion gegen ihre Auswirkungen, die in Knechtschaft und Erniedrigung oder willkürlich zugemutetem Elend bestehen können, gibt, so werden diese ipso facto unzumutbar gemacht.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2861-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3041-9
Die indische Physikerin und Aktivistin Vandana Shiva (*1952) legt anhand nüchtern präsentierter Fakten dar, wie Konzerne die Kontrolle über unser Leben erlangen. Die Patentierung von Leben – von Bakterien über Pflanzen bis hin zu Klontieren mit bestimmten genetischen Eigenschaften – führt zu seiner Verdinglichung und Kommerzialisierung. Ein Abkommen der Welthandelsorganisation erlaubt es Konzernen auf alles nur Erdenkliche Patente anzumelden. Eine der Folgen ist Biopiraterie, die Reklamierung teils uralter traditioneller Verwendungen und Züchtungen von Pflanzen als eigene »Erfindung«, wie Shiva anhand der Beispiele des Niembaumes und des Basmatireises zeigt. Die Monopolisierung von Saatgut hat in weiten Teilen Indiens die Bauern in die Abhängigkeit der Konzerne gezwungen und ihnen die Lebensgrundlage entzogen.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2860-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3040-2
In der zweiten Ausgabe seines Buchs (Vampires): An Uneasy Essay on the Undead in Film (2003) bemerkt Jalal Toufic: »Viele Jahre habe ich mich mit Schizophrenie und Schizophrenen beschäftigt, die in Credits Included: A Video in Red and Green, 1995, auftraten; jetzt interessiere ich mich für ›das kleine Mädchen‹, das voraussichtlich in meinem kommenden Vampir-Film eine Rolle spielen wird … Auf einer Ebene kann die 13. Serie in Gilles Deleuze’ Logik des Sinns, 1969, ›Der Schizophrene und das kleine Mädchen‹, so zurückblickend als Programm für zehn Jahre meiner Arbeit gesehen werden.« In seinem neuen Essay schreibt er über das Bildnis des pubertierenden Mädchens, wie es in Poes »Das ovale Porträt« erscheint. »Beim gelungenen Bildnis eines jungen Mädchens handelt es sich nicht um einen Übergangsritus, sondern um einen Nichtübergangsritus; nicht der Übergang, bei dem es sich (zumindest in historischen Gesellschaften) um den Naturzustand handelt, macht einen Ritus erforderlich, sondern der Nichtübergang, der radikale Unterschied zwischen dem Vorher, in diesem Fall einem jungen Mädchen, und dem Nachher, einer Frau.« Vom Porträt des pubertierenden Mädchens bewegt sich Toufic zum Porträt im Allgemeinen und dessen paradigmatischer Beziehung zum Engel; daher der Titel dieses Notizbuches: Poes »Das ovale Porträt«, mit den Augen eines Engel gelesen und umgeschrieben.
Die meisten von Jalal Toufics Büchern stehen auf seiner Website www.jalaltoufic.com als frei herunterladbare PDF-Dateien zur Verfügung.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2859-1
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3039-6
Christoph Menke (*1958), Professor für Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, beschäftigt sich in seinem Essay mit der Frage, wie oder wo Gleichheit zwischen den Menschen besteht. Der Autor betrachtet verschiedene philosophiegeschichtliche und politische Konzepte, wie die konträren Auffassungen von Faschismus und Kommunismus oder die unterschiedlichen Auslegungen des Zusammenhangs von Gleichheit und Vernunft bei Aristoteles und Descartes. Als Antwort auf die gegenwärtige Debatte über die Frage nach Gleichheit schlägt Menke eine Fortführung in Form einer »ästhetischen Gleichheit« vor, die die Annahme der Aufklärung, nach der alle Menschen über das gleiche Vernunftvermögen verfügen, radikalisiert: Die Gleichheit besteht hier in einer allen Menschen gegebenen Kraft oder Einbildungskraft und bedeutet die Gleichheit der Möglichkeit zur übenden Ausbildung der Vernunft, die »kein eingeborenes, sondern ein sozial erworbenes Vermögen ist«.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2858-4
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3038-9
Die ganze Welt ist überzogen von einem System willkürlich festgelegter Maßeinheiten: Meter, Kilogramm, Sekunden, Stunden … Hieran knüpft sich ein ganzes Netz von Fragen sowohl physikalischer, technologischer wie auch philosophischer Art. Zum Beispiel: Was ist Zeit? Und kann man sich dem vereinheitlichenden Zwang entgegenstellen? Belege hierfür reichen von einem Sprengstoffanschlag auf das Königliche Observatorium in Greenwich über die Relativitätstheorie Einsteins bis zur Quantenphysik. In einer kongenialen langfristigen Partnerschaft mit Peter L. Galison, Historiker, Autor, Filmemacher sowie Professor für die Geschichte der Wissenschaften und der Physik an der Harvard University, arbeitet der südafrikanische Künstler William Kentridge an Lösungen dieser Frage in Die Ablehnung der Zeit, ein Projekt für die dOCUMENTA (13), in dessen Entstehen das vorliegende Notizbuch Einblick gewährt.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2857-7
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3037-2
Der Künstler Lawrence Weiner hat für diese Serie ein Künstlerbuch gestaltet, in demselben Format (A6) und mit derselben Seitenzahl (24) wie bei seinem ersten Beitrag zur documenta 5, 1972, kuratiert von Harald Szeemann. Die teils handschriftlichen Anleitungen, Aussagen, Definitionen, Gedichte und Piktogramme eröffnen einen Einblick in seine Arbeitsweise und fassen seine Ideen rund um die dOCUMENTA (13) so eloquent wie poetisch in Sprache. Weiner ist seit ihren Anfängen eine zentrale Gestalt der Konzeptkunst und arbeitet in verschiedenen Medien, darunter Video, Bücher, Performance und Installation.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2856-0
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3036-5
Ein Abdruck von Seiten eines Tagesbuchs aus dem Oktober 1980 von Erkki Kurenniemi (geb. 1941), einem Nuklearphysiker, der zum Künstler und Protagonisten der elektronischen Musik in Finnland wurde und dessen von radikalen Vorstellungen geprägtes Werk das Vorurteil widerlegt, dass Technologie mit kühlem Denken und Sensibilitätsverlust gleichzusetzen ist. Über Jahrzehnte hat Kurenniemi sein Archiv des Selbst angelegt, das Fotografien, Disketten und Festplatten, Hunderte von Video- und Audiobändern sowie Dutzende von Notizbüchern wie das hier abgedruckte umfasst. Mit einer Einführung von Lars Bang Larsen.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2855-3
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3035-8
In ihrem poetischen Essay beschreibt die Künstlerin, Dichterin und Essayistin Etel Adnan (*1925) verschiedene Formen der Liebe: die Liebe zu einer Idee, zu Gott, zu Dingen und zur Natur. Doch haben wir uns heute weit entfernt von einer sich selbst verzehrenden Liebe zu etwas Höherem, wie sie etwa Nietzsche in den Wahnsinn oder den islamischen Mystiker al-Hallaj in den Märtyrertod trieb. Die Liebe zur Natur, die Adnan anhand eigener Erfahrungen schildert, scheint sogar der Verachtung gewichen zu sein – wie sonst ließe sich die ökologische Katastrophe erklären, auf die wir zusteuern? Der Preis dafür, diese aufzuhalten, wäre zu groß, denn er wäre mit der radikalen Veränderung unserer Lebensweise verbunden – ähnlich wie die konventionellste Form der Liebe, die zwischen zwei Menschen, die eine Intensität mit sich bringt, die nur wenige bereit sind zu ertragen.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2854-6
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3034-1
1973 identifizierte ein Mitarbeiter der Deutschen Bank in Heidelberg den einflussreichen Literatursoziologen und Marxisten György Lukács (1885–1971) als den Besitzer eines dort seit 1917 hinterlegten Materialkonvoluts. Unter den ca. 1.600 Briefen und Textfragmenten in der als »Heidelberger Koffer« in die Forschung eingegangenen Sammlung befand sich auch das Notizbuch, das in dieser Publikation in Ausschnitten reproduziert ist. Der Inhalt des Notizbuches besteht aus zwei Teilen: Der vordere Teil ist die deutsche Mitschrift einer 1906 von Georg Simmel an der Berliner Universität gehaltenen Vorlesung zum Thema »Logik und Probleme der Philosophie der Gegenwart«. Einige Jahre später nutzte Lukács das Notizbuch weiter und schrieb in ungarischer Sprache, von der letzten Seite beginnend, eine Skizze mit dem Titel »Kunstsoziologie« nieder.
Mit einer Einführung von Lívia Páldi, Direktorin des BAC – Baltic Art Center, Visby, Schweden und Agentin der dOCUMENTA (13).

ISBN (Print) / 978-3-7757-2853-9
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3033-4
Dieses Notizbuch kombiniert Fotografien der palästinensischen Künstlerin Emily Jacir mit einem Text, den die an der City University of New York lehrende politische Philosophin Susan Buck-Morss in Reaktion auf diese Bilder und auf Gespräche mit der Künstlerin verfasst hat. Jacirs Fotografien zeigen das ehemalige Benediktinerkloster Breitenau, nahe Kassel, das während der NS-Zeit als Lager genutzt wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg als Besserungsanstalt für schwererziehbare Mädchen diente. Diese Fotos, durch weitere Aufnahmen aus Kassel ergänzt, werden von handschriftlichen Tagebuchnotizen der Künstlerin begleitet, die Fragen bezüglich der Geschichte der Orte aufwerfen. Buck-Morss beleuchtet in ihrem Text, ausgehend von Walter Benjamins Auslegungen von Paul Klees Angelus Novus, die Konstituierung von Wahrheit und des kollektiven Gedächtnisses sowie die folgenreiche Beziehung zwischen Wissen und Macht, die zur Selektion von Archiviertem und Erinnerung führt.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2852-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3032-7
In ihrem »Brief an einen Freund« gibt die künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13), Carolyn Christov-Bakargiev, einen Einblick in ihren Arbeitsprozess und umreißt dabei einige Schlüsselfragen der 2012 stattfindenden Ausstellung. In unterschiedlichen Stimmen – in Form von Geschichten, theoretischer Spekulation, Reisetagebuch, Pressemitteilung oder kritischer Reflexion – beschreibt sie die dOCUMENTA (13) als etwas, das über eine Ausstellung hinausgeht: Für sie ist es ein Geisteszustand. Es handelt sich sowohl um eine Konstellation aus künstlerischen Handlungen und Gesten, die bereits jetzt stattfinden, als auch um eine Ausstellung, die am 9. Juni 2010 eröffnen und für 100 Tage laufen wird. Was kann diese Ausstellung heute sein, angesichts der Heterogenität des von ihr angesprochenen Publikums und der historischen Entwicklung von Gruppenausstellungen zu »einem nichtkommerziellen Ort der intensiven Versammlung«? Mit der Öffnung der Grenzen zwischen den Disziplinen und Wissensfeldern und der Betonung von prozessualen Fragen entsteht die dOCUMENTA (13) aus einem Denken in miteinander verschränkten Ontologien anstatt aus der Verfolgung eines definierten kuratorischen Konzepts.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2851-5
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3031-0
1955 fand die erste documenta in Kassel statt. Zunächst als einmalig konzipiert, ist sie zu einer heute alle fünf Jahre wiederkehrenden, grundlegenden Ausstellung und Reflexion zeitgenössischer Kunst geworden. In seinem Essay, 1987 an der University of British Columbia, Vancouver, als Vorlesung gehalten, beleuchtet Ian Wallace die erste documenta, die nach dem 2. Weltkrieg ebenjenen Künstlern ein Forum bieten wollte, die im Nationalsozialismus als »entartet« verfemt worden waren. Die erste documenta ist gleichermaßen Spiegel wie Protagonist des kulturellen und politischen Klimas der Nachkriegszeit und hat unter der Führung von Arnold Bode, mit Unterstützung Werner Haftmanns, wesentlich zum Siegeszug der Abstraktion beigetragen, der West-Deutschland den Anschluss an die europäische Moderne verschaffte.
Ian Wallace (geb. 1943) ist Künstler. Er lebt in Vancouver und hat an der University of British Columbia sowie der Emily Carr University of Art and Design gelehrt.

ISBN (Print) / 978-3-7757-2850-8
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3030-3
Was macht die Faszination von Notizbüchern aus? Dieser Frage geht der Anthropologe Michael Taussig, für dessen Feldforschungen Notizbücher ein unverzichtbares Instrument darstellen, in seinem Essay auf den Grund. Im Zentrum seiner Untersuchung steht Walter Benjamin, der obsessiv seine Notizbücher füllte und nicht nur ihrem Zweck, sondern auch ihrer Materialität verfallen war. Anhand weiterer bekannter Notizenschreiber, von Roland Barthes über Le Corbusier bis zu Joan Didion, kristallisiert Taussig heraus, was ein Notizbuch wirklich ist. Weit mehr als ein bloßes »Ding«, entwickelt es ein veritables Eigenleben, das sich gerade aus dem speist, was nicht niedergeschrieben wurde, und schließlich ergreift es von seinem Besitzer Besitz: Das Notizbuch ist ein magisches Objekt, ein Fetisch.
Der Anthropologe Michael Taussig (geb. 1940) ist Professor an der Columbia University, New York.