Alexandria - Kairo: Das Kairoer - Seminar
Das Kairoer Seminar war eine zweiteilige Veranstaltungsreihe und ein Austauschprogramm zwischen Kassel und Alexandria. Bestehend aus Teil 1: Das Kairoer Seminar. Studium und Teil 2: Das Kairoer Seminar. Das Seminar.
Der erste Teil, Das Kairoer Seminar. Studium, war ein von MASS Alexandria ausgerichtetes, kollaboratives Studienprogramm, das zehn Studierende in die Diskussion zur dOCUMENTA (13) in Alexandria einbezog, sich gemeinsam der Installation von Kunstwerken in Kassel widmete und schließlich Das Seminar in Alexandria inhaltlich vorbereitete. Das Ziel bestand nicht nur darin, Studierenden neue Fähigkeiten und Ideen zu vermitteln, sondern auch einen Zugang zu Themen und Materialien zu bieten, die man in traditionellen Bildungseinrichtungen gewöhnlich nicht fand.
Der zweite Teil, Das Kairoer Seminar. Das Seminar, beinhaltete eine Reihe von Frühstückstreffen, Lesungen, Vorträgen, Diskussionen und gemeinschaftlichen Abendessen an bedeutenden Orten Alexandrias. Geladene Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden aufgeteilt in „Grundtöne“, „Instrumente“, „Chorus“ und „Begleitung“. Die meisten Aktivitäten fanden in Alexandria (anstelle von Kairo) statt, doch der Titel des Seminars mochte auf subtile Weise zur Wiederherstellung der historischen Rolle dieser Stadt – in Echtzeit, heute – beitragen. Das Seminar fand zwischen dem 1. und 8. Juli 2012 parallel zur Ausstellung in Kassel statt.
Das Seminar thematisierte zwei sehr einfache Prinzipien: schlafen und träumen. »Ohne Schlaf«, so der russische Architekt Konstantin Melnikow, »ist die Luft unfähig, unsere Kräfte wiederherzustellen«. Er bezog sich dabei auf ein geplantes Gebäude, dem er den Namen »schlafende Sonate« gab und in dem hunderte Arbeiter gleichzeitig schlafen sollten. (Im Russischen haben die Worte schlafen und träumen einen gemeinsamen Stamm). Dieses Beispiel, bei dem es sowohl um eine Architektur der Ordnung als auch um einen Höhepunkt der modernen revolutionären Ideen zur Veränderung und Anpassung des Menschen an das »neue System« ging, stand für die vielen Themen, die diskutiert wurden. Ein Ausgangspunkt des Seminars war die These, dass der Traumzustand und die Realität des Wachzustands womöglich gleichzustellen sind und dass die sinnlich wahrgenommene Welt ein Traum ist, aus dem man erwachen muss. Da es keine einzelne Morphologie des Phänomens Traum gibt, die ausreichend oder umfassend genug ist, übernimmt das Seminar eine hybride Zusammensetzung aus Philosophie und Psychoanalyse unter Einbeziehung der Kunst und der Phänomenologie der Kunst, der Kunsttheorie und Literatur, um das oneiroide Phänomen aus vielfältigen Perspektiven zu untersuchen. Das Seminar schlug eine Archäologie des Traums vor, eine philosophisch modulierte Ausgrabung, die das Kontingente und Mehrdeutige als Signifikanten der Wahrheit schätzt, die allerdings nicht als von der Natur bestimmte, sondern in Verhältnis zu ihr stehend konzipiert wird und aus diesem Grund in Hinblick auf die aktuellen Zustände ein politisches Potenzial besitzt.
Veranstaltungen