Rene Gabri schreibt: Es ist der 14. Oktober 2010, dass ich dieses biografische Statement schreibe. Ich habe gerade einen Workshop mit Studenten und arbeitssuchenden Menschen beendet und gemeinsam mit ihnen darüber nachgedacht, wie ihre Vorstellung von “work”, “labor” und “action” aussehen könnte, Unterscheidungen, wie sie Hannah Arendt in ihrem Buch The Human Condition gemacht hat. Tag für Tag wächst meine Überzeugung, dass weder eine Biografie noch eine Liste mit beruflichen Tätigkeiten das wiedergeben kann, was unser heutiges Leben oder den Beruf ausmacht, die sich doch scheinbar mir (uns?) entziehen. Anders als noch vor 30 Jahren können wir heute nicht mehr länger behaupten, dass wir von der “Arbeit”, die wir verrichten, getrennt sind.
In der Tat, es gibt eine Trennung, aber sie ist nicht von der gleichen Beschaffenheit wie bei den Formen der entfremdeten Arbeit, die mit dem Fordismus verbunden waren und die man in der Nachkriegszeit in den 1960er Jahren erfahren musste. Kein Zweifel, diese Arten von “Arbeit” oder auch andere eher archaische Formen der Produktionsorganisation haben weiterhin Bestand, aber der Unterschied heute besteht darin, dass die großen Profite weniger durch den Mehrwert entstehen, die auf dem Rücken dieser Art der Arbeit generiert wird, sondern eher durch die Ausbeutung alltäglicher affektiver, kreativer, relationaler, sprachlicher und kognitiver Fähigkeiten der Individuen. So gesehen sind unsere Pg. 2 politischen Fähigkeiten, und zwar unsere Fähigkeiten zu und mit anderen zu sprechen (und bedenken Sie, was es heisst, unter anderen Menschen zu leben) zentral für unsere Produktion.
Die Aufgabe heute ist es, zu überlegen, wie wir diese elementaren Bedingungen des Politischen (und das sind unsere intellektuellen, sprachlichen, relationalen und performativen Fähigkeiten) der ungefragten Vereinnahmung mit ihrem beinahe geheiligten Bestreben nach Profit (auch wenn es die Zerstörung des Planeten riskiert) wieder abringen können. Wenn das Werk (der Kunst) früher einmal gesehen wurde als Portal oder als Mittel, die Begrenzungen unserer Welt zu vermessen, um unseren Platz in ihr zu finden, dann lasst uns doch mit Hannah Arendt fragen “Was tun wir gerade?”.